Residenz Ellingen

Luftaufnahme der Residenz Ellingen
Stahlstich des Schlosses von 1870

Die Residenz Ellingen ist ein Schloss in Ellingen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Baugeschichte und Baubeschreibung

Von 1216 bis 1789 war Ellingen Residenz des Landkomturs der Ballei Franken des Deutschen Ordens. Der heutigen Schlossanlage, die von 1708 bis etwa 1760 erbaut wurde, gingen mehrere mittelalterliche Gebäude sowie ein Renaissance-Bauwerk voraus. Der heutige Hauptbau entstand zwischen 1717 und 1721 durch den Architekten Franz Keller nach Planung von Wilhelm Heinrich Behringer unter Anweisung von Karl Heinrich von Hornstein. Verschiedene Deckengemälde, Wandvertäfelungen und Fußböden, aber auch Stuck von Franz Joseph Roth sind aus dieser Zeit erhalten. Die Kolonnaden im Innenhof sind beim Umbau durch Pierre Michel d’Ixnard um 1775 entstanden. 1815 übergab König Maximilian I. Joseph das Schloss seinem Feldmarschall Fürst Carl Philipp von Wrede, der einige Räume mit Seiden- und Papiertapeten sowie Möbel, Glas und Bronzefiguren aus Paris ausstatten ließ. Um 1939 wurde das Schloss von der Familie von Wrede an den bayerischen Staat verkauft. Es wird heute von der Bayerischen Schlösserverwaltung unterhalten, die um 1990 viele Erhaltungsmaßnahmen wie die Entkernung der Dachgeschosse und die Sanierung der Fundamente durchführte.

  • Zufahrt von Osten
    Zufahrt von Osten
  • Hauptfassade
    Hauptfassade
  • Hauptfassade
    Hauptfassade
  • Zufahrt von Westen
    Zufahrt von Westen
  • Schlosskirche vom Innenhof aus
    Schlosskirche vom Innenhof aus
  • Turm der Schlosskirche
    Turm der Schlosskirche

Nutzung

1943–1954 wurde das Schloss als Ausweichquartier für die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg genutzt, wegen kriegsbedingter Zerstörung der Räume in der Nürnberger Innenstadt.[1]

Im Hauptflügel und in einem Teil des Ostflügels des Schlosses sind heute zeitgenössische Schauräume untergebracht. Die im Kern gotische und von Franz Keller, Franz Joseph Roth, Franz Xaver Feuchtmayer und Matthias Binder im 18. Jahrhundert durchgreifend barockisierte Schlosskirche mit rund 300 Sitzplätzen sowie der Innenhof werden mehrmals im Jahr für konzertante Aufführungen benutzt. Die Kirche kann für Hochzeiten gemietet werden.

Hauptartikel: Schlosskirche Ellingen
Scilla-Blüte im Schlossgarten

Der andere Teil des Ostflügels ist unbewohnt, dort haben die Nachfahren des einstigen Besitzers Carl Philipp von Wrede Wohnrechte. Im Gutshof hinter dem Schloss ist das Rentamt untergebracht, von dem aus die Schlossbrauerei Ellingen, die Ländereien und die Baumschule der Familie von Wrede verwaltet werden. Teilweise werden die Stallungen für Pferde verwendet, in einigen Räumen ist eine Malschule eingerichtet und im Gebäude neben dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brühltor wohnten Sophie Baronin sowie Erwein Freiherr von Aretin, die Senioren der heutigen Familie von Wrede.

Der Westflügel ist Heimat des Kulturzentrums Ostpreußen mit seinen Dauerausstellungen und Sonderschauen.

Hauptartikel: Kulturzentrum Ostpreußen

Eine Ansicht des Ellinger Schlossparks von 1726 zeigt das Idealbild eines barocken Gartens. Im 19. Jahrhundert wurde er zu einem Englischen Landschaftsgarten umgestaltet, zahlreiche Baumarten gepflanzt und ein Gartenpavillon errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde er teilweise zerstört, heute ist als Parkarchitektur nur eine Balustrade übrig geblieben. Neben dem alten und artenreichen Baumbestand, darunter ein 200 Jahre alter Ginkgo, ist die Blüte der Blausternchen (Scilla siberica) zu Ostern bemerkenswert. Der Park ist heute drei Hektar groß und wird von der Bayerischen Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen gepflegt.

Hauptartikel: Schlosspark Ellingen
  • Wirtschaftshof der Residenz.
    Wirtschaftshof der Residenz.
  • Ehemalige Reithalle.
    Ehemalige Reithalle.
  • Nördliche Zufahrt vom Hofgarten.
    Nördliche Zufahrt vom Hofgarten.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bayern I – Franken. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 252–255. 
  • Christoph Graf [von] Pfeil: Residenz Ellingen. Amtlicher Führer. 8. überarbeitete und neu gestaltete Auflage. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2005, ISBN 3-932982-59-2.
  • Gotthard Kießling: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band V.70/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2000, ISBN 3-87490-581-0. 
  • Felix Mader, Karl Gröber: Stadt und Bezirksamt Weißenburg i. B. (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 5). R. Oldenbourg, München 1932, DNB 366496190, S. 176–247. 
  • Wolfgang Wüst: Ellingen, die Ballei Franken und der Deutsche Orden – kulturelles und politisches Modell einer verlorenen Lebenswelt in der Region? In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung. 69, 2010, ISSN 0446-3943, S. 155–172.

Weblinks

Commons: Residenz Ellingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag zu Residenz Ellingen in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  • Schloss Ellingen
  • Schlosspark Ellingen
  • Deutschordensschloss Ellingen
  • Ehemalige Residenz des Deutschen Ordens in Ellingen bei: süddeutscher Barock
  • Cordula Mauß: Die Residenz Ellingen in historischen Aufnahmen in: Unser Schlösserblog herausgegeben von der Bayerischen Schlösserverwaltung

Einzelnachweise

  1. Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 24. Januar 2021. 

49.06083333333310.965555555556Koordinaten: 49° 3′ 39″ N, 10° 57′ 56″ O

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Normdaten (Geografikum): GND: 4223060-3 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: sh95010790 | VIAF: 173244087  | | Anmerkung: Ansetzungsform GND: „Deutschordensschloss (Ellingen)“