Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel

Das Licht unter dem Scheffel. Holzschnitt, Petrarcameister 1532

Das von Jesus von Nazaret erzählte Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel oder auch Vom rechten Hören hat als Thema, den eigenen christlichen Glauben zu zeigen und ihn nicht vor anderen zu verstecken. Es wird in den Evangelien im Neuen Testament der Bibel durch das Evangelium nach Matthäus (Mt 5,14–15 LUT), wo es an das Gleichnis vom Salz der Erde anschließt; das Evangelium nach Markus (Mk 4,21–25 LUT) sowie durch das Evangelium nach Lukas (Lk 8,16–18 LUT) überliefert.

Inhalt

Jesus spricht das Gleichnis zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass sie das Licht der Welt seien. Sie sollten ihr Licht vor den Leuten leuchten lassen, damit diese ihre guten Werke sähen und den himmlischen Vater priesen. Denn ein Licht zünde man schließlich nicht an, um es unter einen Scheffel zu stellen, sondern auf einen Leuchter, damit es allen Menschen im Haus leuchte.

Deutung

Das Wort Scheffel der Lutherbibel und anderer älterer deutscher Bibelübersetzungen übersetzt ein zu biblischen Zeiten gebräuchliches Hohlmaß, einen Modius und damit ein Gefäß einer bestimmten Größe. Dieses Gefäß würde das Licht verdecken oder sogar ersticken. Das Licht steht dabei für den eigenen Glauben. Die Bewohner des Hauses stehen für die Menschen der Welt. Lässt man sein Licht also scheinen, bezeugt man seinen Glauben vor anderen und lässt sie so auch Zugang zu den christlichen Lehren haben. Jesus rät also sozusagen von falscher Bescheidenheit bezüglich des eigenen Glaubensbekenntnisses ab.[1][2]

Außerbiblische Parallelen

Eine verkürzte Version des Gleichnisses findet sich im apokryphen Thomasevangelium in Logion 33.

Wirkung

Die Redewendung „sein Licht unter den Scheffel stellen“ leitet sich von diesem Gleichnis ab und bedeutet, seine Fähigkeiten nicht einzusetzen, sie sogar zu verbergen.

Das Wort „Scheffel“ ist mit der Sache im Deutschen außer Gebrauch gekommen. Modernere Bibelübersetzungen setzen daher an dieser Stelle Begriffe wie „Gefäß“ (Einheitsübersetzung), „Topf“ (Gute Nachricht Bibel) oder „Krug“ (Bibel in gerechter Sprache). Eine unerwartete Rezeption erfuhr das Gleichnis durch die Kritiker der Lutherbibel in der Revision von 1975, die sich ihrer Ansicht nach zugunsten einer moderneren Sprache zu sehr von gewohnten Begriffen abwandte. Der Scheffel wurde hier durch „Eimer“ ersetzt, was der Revision den Spottnamen „Eimertestament“ einbrachte.[3] Ersetzungen wie diese führten dazu, dass die Bibel in dieser Fassung von der EKD schon nach wenigen Jahren zurückgezogen und erneut überarbeitet wurde.[4]

Literatur

  • Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu (Kleine Vandenhoeck-Reihe. Band 1500). Kurzausgabe. 9. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, ISBN 3-525-33498-2
  • Luise Schottroff: Die Gleichnisse Jesu. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-05200-4

Weblinks

Commons: Vom Licht unter dem Scheffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: sein Licht unter den Scheffel stellen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Christine Unrath: „Sein Licht unter den Scheffel stellen.“ Evangelische Kirche im Rheinland
  2. Rolf-Bernhard Essig: Warum sagt man: „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“? swr.de
  3. Christoph Markschies, Hubert Wolf: Erinnerungsorte des Christentums. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60500-0, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Thomas Gerlach: Neue Lutherbibel – Der Hirsch schreit wieder. Taz, 10. November 2013

Gleichnisse in den synoptischen Evangelien:
Gleichnisse im engeren Sinn: Großes Abendmahl | Arbeiter im Weinberg | Bittender Freund | Blindensturz | Dieb in der Nacht | Ehrenplätze bei der Hochzeit | Feigenbaum | Feigenbaum ohne Früchte | Fischnetz | Haus auf Felsen und auf Sand gebaut | Herr und Knecht | Kluge und törichte Jungfrauen | Kostbare Perle | Licht unter dem Scheffel | Nadelöhr und Kamel | Neue Flicken auf dem alten Kleid | Neuer Wein in alten Schläuchen | Selbstwachsende Saat | Schatz im Acker | Pharisäer und Zöllner | Reicher Kornbauer | Spielende Kinder | Anvertraute Talente | Treuer Haushalter | Ungleiche Söhne | Ungerechter Richter | Ungerechter Haushalter | Unkraut unter dem Weizen | Böse Weingärtner | Sauerteig | Schalksknecht | Senfkorn | Turmbau und Kriegführen | Verlorener Groschen | Verlorenes Schaf | Verlorener Sohn | Vierfaches Ackerfeld | Wachsame Knechte | Zwei Schuldner
Weitere Bildreden und Beispielerzählungen: Barmherziger Samariter | Henne und Küken | Reicher Mann und armer Lazarus | Salz der Erde | Weltgericht

Bildreden bei Johannes:
Ich-bin-Worte: Ich bin das Brot des Lebens | Ich bin das Licht der Welt | Ich bin die Tür | Ich bin der gute Hirte | Ich bin die Auferstehung und das Leben | Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben | Ich bin der wahre Weinstock
Weitere Bildreden: Vom Weizenkorn | Die gebärende Frau