Deutschordensballei Thüringen

Die Ordensballeien im Reich
Die Kommenden der Balleien Thüringen und Hessen am Ende des 18. Jahrhunderts

Die Deutschordensballei Thüringen (per Turingiam et Saxoniam) war eine der ältesten und reichsten Balleien (Ordensprovinzen im Reichsgebiet) des Deutschritterordens.

Geschichte

Sie wurde vor 1221 durch die ludowingischen Landgrafen von Thüringen in Zwätzen (Zuezen) – heute zur Stadt Jena eingemeindeter nördlicher Vorort – gestiftet und reich mit Besitzungen in Thüringen und Hessen begütert. Die dortige Kommende war Sitz der Landkomture. Relikte aus dieser Zeit als Landkommende sind im Ort noch zu besichtigen (z. B. Gebäude und Hinweistafeln). Aus ihr stammten die ersten zwei Ordensritter, welche 1228 an den Hof Konrads von Masowien kamen.

Alle in Mitteldeutschland gelegenen Kommenden der Deutschritter waren ursprünglich in der Ballei Thüringen zusammengefasst. 1255 wurde die Ballei Hessen davon jedoch abgespalten. Dabei wurde die Kommende Marburg die Landkommende. Die verbliebene Ballei wurde 1287 noch einmal geteilt: in die Ballei Thüringen und die Ballei Sachsen (Ober- und Niedersachsen).

Zur Ballei Thüringen gehörende Kommenden

  • Landkommende Zwätzen (bei Jena) vor 1221 Güterkomplex
  • Kommende Lehesten (bei Jena, seit 1507)
  • Kommende Altenburg (1224 Kommende, 1287 Kommende mit Hospital)
  • Kommende Zschillen Kloster Wechselburg nach 1224 Kommende mit Patronat (DO-Kloster)
  • Kommende Eger (Böhmen) (heute Cheb, Tschechien) Kommende mit Patronat über die Stadtpfarrkirche und einige Landpfarreien der näheren Umgebung (1587 der Deutschordensballei Franken unterstellt, 1608 bis 1627 an die Stadt Eger verkauft, 1627 bis 1692/96 an den Malteserorden)
  • Kommende Halle (St. Kunigunde, 1200 als erste Kommende in Deutschland mit einem Spital gegründet)
  • Kommende Mühlhausen Altstadt (1227–1557) Divi-Blasii-Kirche (Mühlhausen)
  • Kommende Mühlhausen Neustadt (1243–1557) Marienkirche (Mühlhausen)
  • Kommende Liebstedt (1331–1809), direkt auf der Kupferstraße als einzige Durchgangsburg
  • Kommende Weimar Herderkirche (Weimar)
  • Kommende Gotha
  • Kommende Nägelstedt (bei Bad Langensalza) vor 1224 Kommende
  • Kommende Eisenach
  • Kommende Plauen Johanniskirche (Plauen)
  • Kommende Reichenbach (bei Plauen)
  • Kommende Schleiz
  • Kommende Tanna (bei Schleiz)
  • Kommende Porstendorf (1226 verkauft)

Literatur

  • Johannes Voigt: Die deutsche Ordens-Ballei Thüringen, in Geschichte des deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland , 1857 1. Bd., S. 1ff
  • Johannes Voigt: Urkunden zur Geschichte der deutsche Ordens-Ballei Thüringen, in Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde 1859 3. Bd., S. 313–335.
  • Thomas Pester: Zwar die Ritter sind verschwunden..., Das alte Zwätzen und der Deutsche Orden, Teil 1, hrsg. von Kulturlandschaft Zwätzen e. V. 2007 (ISBN 978-3-930128-85-3). Teil 2, 2009 (ISBN 978-3-00-025801-5).
  • Thomas T. Müller (Hrsg.): Der Deutsche Orden und Thüringen: Aspekte einer 800-jährigen Geschichte (Mühlhäuser Museen Forschungen und Studien). Michael Imhof Verlag 2014, ISBN 978-3-86-568928-3.
  • Schriftenreihe des Vereins Kulturlandschaft Zwätzen e.V.
  • Die Deutschordensballei Thüringen mit ihrem Sitz in Zwätzen, Seminarfacharbeit der Abiturstufe am Christlichen Gymnasium Jena (PDF-Datei), 2008.

Weblinks

  • Kulturlandschaft Zwätzen e.V.: Die Ballei Thüringen im Mittelalter, u. a. Tagebuch von Georg von Egloffsteins Visitationsreise 1451
  • Karl Heinrich Ludwig Pölitz: Die Regierung Friedrich Augusts, Königs von Sachsen, Zweiter Theil. Verlag der J.C. Hinrichschen Buchhandlung, Leipzig 1830, S. 54, Informationen über die Ballei Thüringen
Normdaten (Körperschaft): GND: 2123041-9 (lobid, OGND, AKS)