Alfred Schwarzmann

Alfred Schwarzmann bei den Olympischen Spielen 1936
Sportpressefest in der Kieler Ostseehalle 1951, v.l.: Rudi Gauch, Alfred Schwarzmann und Jakob Kiefer

Alfred Schwarzmann (* 23. März 1912 in Fürth; † 11. März 2000 in Goslar) war ein deutscher Kunstturner und im Zweiten Weltkrieg Major der Luftwaffe und Ritterkreuzträger.

Schwarzmann wurde bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin dreimal Olympiasieger: beim Pferdsprung, im Mehrkampf und im Mehrkampf mit der deutschen Mannschaft. Er gewann bei diesen Olympischen Spielen außerdem die Bronzemedaillen am Reck und am Barren. 1952 holte er die Silbermedaille im Reckturnen bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Schwarzmann wurde zum deutschen Kunstturner des Jahrhunderts gewählt.

Leben

Alfred Schwarzmann war der Sohn des Fürther Kaufmanns Georg Schwarzmann, Oberturnwart des TV 1860 Fürth, und der Lina Sorger. Er hatte eine Schwester, Helene. Schwarzmann war seit 1929 Soldat der Reichswehr.

Seinen ersten regionalen Erfolg errang er 1930 beim Bayerischen Landesturnfest als Sieger im Mehrkampf. Bei den Deutschen Turnmeisterschaften 1931 in Essen erreichte er als jüngster Teilnehmer den elften Rang, beim Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart wurde er Vierter im Zwölfkampf.

Er wurde Deutscher Meister im Mehrkampf bei den Deutschen Turnmeisterschaften 1934 in Dortmund. Seitdem zählte Schwarzmann zur nationalen Auswahlriege. 1935 nahm er beim Kunstturnen Reichsheer-Deutsche Turnerschaft als Heeres-Angehöriger teil.

Seine größten Erfolge errang er bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, als er zu den erfolgreichsten Olympioniken zählte. Für seine Erfolge wurde er, als Berufssoldat und Turn- und Sportlehrer an der Heeressportschule Wünsdorf, zum Leutnant befördert.

1938 errang Schwarzmann in Karlsruhe drei weitere deutsche Meistertitel, im Mehrkampf, Sprung und am Reck.[1]

Im Zweiten Weltkrieg wurde er u. a. am 29. Mai 1940 als Oberleutnant der Reserve und Zugführer im Fallschirmjäger-Regiment 1 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[2] Bis Kriegsende wurde er bis zum Major der Reserve befördert. Er wurde unter anderem bei der Eroberung der Niederlande und Kretas sowie an der Ostfront eingesetzt.

Von 1946 bis 1947 war Schwarzmann Turnlehrer im MTV Braunschweig.[3] 1948 kam er nach Goslar, wo er Sportlehrer am Ratsgymnasium Goslar war. An den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki nahm er erneut teil und gewann wieder eine Silbermedaille, diesmal am Reck.[4] Er wurde zum deutschen Kunstturner des Jahrhunderts gewählt.

Tafel zu Ehren von Schwarzmann im Fürther Pflaster
Grab auf dem Alten Friedhof in Goslar

Seine Tochter ist die ehemalige und erste Bundestrainerin im Voltigieren, internationale Richterin und renommierte Ausbilderin Helma Schwarzmann. Mit mehr als 30 Weltmeistertiteln zählt sie zu den erfolgreichsten Trainern weltweit.

Für den Gewinn der Silbermedaille im Reckturnen bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki wurde er mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[5] Für seine Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurde er 1988 in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte aufgenommen.

2008 folgte (posthum) die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports.

Literatur

  • Stefan Jordan: Schwarzmann, Alfred. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 31 (Digitalisat).
  • Alfred Schwarzmann in: Internationales Sportarchiv 13/2000 vom 20. März 2000, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Karl Behrend (Hrsg.): Vollendete Turnkunst - Alfred Schwarzmann, Berlin 1937.
  • Schwarzmann, Alfred. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 335
  • Swantje Scharenberg: Alfred Schwarzmann – A “turner” regarded as a sportsman. In: C. Vivier, J.-F. Loudcher, P. Dietschy, J.-N. Renaud (Hrsg.), Sport et idéologie – sport and ideology. (pp. 53–61). Besançon: Burs 2004.
  • Swantje Scharenberg: Der Fürther Jahrhundert-Turner Alfred Schwarzmann - zu seinem 100. Geburtstag. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2012, S. 99–122

Weblinks

Commons: Alfred Schwarzmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Alfred Schwarzmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Alfred Schwarzmann in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
  • Porträt, Daten und Biografie von Alfred Schwarzmann in der Hall of Fame des deutschen Sports
  • Alfred Schwarzmann im FürthWiki
  • Alfred Schwarzmann: EINE »SPIEGEL«-SEITE FÜR ALFRED SCHWARZMANN. In: Der Spiegel. Nr. 31, 1948 (online – 31. Juli 1948). 
  • Kriegsblinder siegt im Geräte-Wettkampf - Von Deutschlands Kunstturnern in: Hamburger Abendblatt vom 27. April 1949.
  • Interview mit Alfred Schwarzmann - Zum zweiten Male in Hamburg in: Hamburger Abendblatt vom 14. Februar 1951.
  • Menschlich gesehen in: Hamburger Abendblatt vom 22. Juli 1952.
  • Silbermedaille für Schwarzmann in: Hamburger Abendblatt vom 22. Juli 1952.
  • Mit drei Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen ist Alfred Schwarzmann der erfolgreichste deutsche Olympiakämpfer - Ein großer Turnmeister in: Hamburger Abendblatt vom 3. Januar 1961.

Einzelnachweise

  1. Badische Presse vom 7. März 1938 Online; Vgl. auch NDB online, Abruf: 6. September 2013.
  2. Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 696. Vgl. dazu auch Badische Presse vom 4. Juni 1940 Online.
  3. Kurt Hoffmeister: Meister und Medaillen. Braunschweigs Olympiasieger, Welt-, Europa-, Deutsche Meister 1946-1986, Braunschweig 1986, S. 10
  4. In den Pausen Zigaretten. In: Der Spiegel 31/1952 vom 30. Juli 1952. Abgerufen am 3. Oktober 2013.
  5. Sportbericht der Bundesregierung (Bundestag-Drucksache 7/1040). (PDF; 1,7 MB) In: bundestag.de. Deutscher Bundestag, 26. September 1973, S. 81, abgerufen am 24. August 2016. 
Olympiasieger im Einzelmehrkampf

1900: Dritte Französische Republik Gustave Sandras | 1904: Vereinigte Staaten 45 Julius Lenhart | 1908: Italien 1861 Alberto Braglia | 1912: Italien 1861 Alberto Braglia | 1920: Italien 1861 Giorgio Zampori | 1924: Jugoslawien Konigreich 1918 Leon Štukelj | 1928: Schweiz Georges Miez | 1932: Italien 1861 Romeo Neri | 1936: Deutsches Reich NS Alfred Schwarzmann | 1948: Finnland Veikko Huhtanen | 1952: Sowjetunion 1955 Wiktor Tschukarin | 1956: Sowjetunion 1955 Wiktor Tschukarin | 1960: Sowjetunion 1955 Boris Schachlin | 1964: Japan 1870Japan Yukio Endō | 1968: Japan 1870Japan Sawao Katō | 1972: Japan 1870Japan Sawao Katō | 1976: Sowjetunion 1955 Nikolai Andrianow | 1980: Sowjetunion 1955 Alexander Ditjatin | 1984: Japan 1870Japan Kōji Gushiken | 1988: Sowjetunion Wladimir Artjomow | 1992: Vereintes Team Wital Schtscherba | 1996: China Volksrepublik Li Xiaoshuang | 2000: RusslandRussland Alexei Nemow | 2004: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Paul Hamm | 2008: China Volksrepublik Yang Wei | 2012: JapanJapan Kōhei Uchimura | 2016: JapanJapan Kōhei Uchimura | 2020: JapanJapan Daiki Hashimoto

Liste der Olympiasieger im Turnen

Olympiasieger am Sprung

1896: Deutsches Reich Carl Schuhmann | 1904: Vereinigte Staaten 45 Anton Heida und Vereinigte Staaten 45 George Eyser | 1924: Vereinigte Staaten 48 Frank Kriz | 1928: Schweiz Eugen Mack | 1932: Italien 1861 Savino Guglielmetti | 1936: Deutsches Reich NS Alfred Schwarzmann | 1948: Finnland Paavo Aaltonen | 1952: Sowjetunion 1923 Wiktor Tschukarin | 1956: Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Helmut Bantz und Sowjetunion 1955 Walentin Muratow | 1960: Sowjetunion 1955 Boris Schachlin und Japan 1870Japan Takashi Ono | 1964: Japan 1870Japan Haruhiro Yamashita | 1968: Sowjetunion 1955 Michail Woronin | 1972: Deutschland Demokratische Republik 1949 Klaus Köste | 1976: Sowjetunion 1955 Nikolai Andrianow | 1980: Sowjetunion 1955 Nikolai Andrianow | 1984: China Volksrepublik Lou Yun | 1988: China Volksrepublik Lou Yun | 1992: Vereintes Team Wital Schtscherba | 1996: RusslandRussland Alexei Nemow | 2000: SpanienSpanien Gervasio Deferr | 2004: SpanienSpanien Gervasio Deferr | 2008: Polen Leszek Blanik | 2012: Korea Sud Yang Hak-seon | 2016: Korea Nord Ri Se-gwang | 2020: Korea Sud Shin Jea-hwan

Liste der Olympiasieger im Turnen

Normdaten (Person): GND: 126797803 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 65010174 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schwarzmann, Alfred
KURZBESCHREIBUNG deutscher Turner
GEBURTSDATUM 23. März 1912
GEBURTSORT Fürth
STERBEDATUM 11. März 2000
STERBEORT Goslar